Clemens Brentano: ein Volkslied über
den Rattenfänger von Hameln. Der Rattenfänger von Hameln Wer ist der bunte Mann im Bilde? Er führet Böses wohl im Schilde, Er pfeift so wild und so bedacht; Ich hätt mein Kind ihm nicht gebracht. In Hameln fochten Mäus und Ratzen Bei hellem Tage mit den Katzen, Es war viel Not, der Rat bedacht, Wie andre Kunst zuweg' gebracht. Da fand sich ein der Wundermann, Mit Bunten Kleidern angetan, Pfiff Ratz' und Mäus' zusamm' ohn' Zahl, Ersäuft sie in der Weser all. Der Rat will ihm dafür nicht geben, Was ihm ward zugesagt soeben, Sie meinten, das ging' gar zu leicht, Und wär' wohl ein Teufelsstreich. Wie hart er auch den Rat besprochen, Sie dräuten seinem bösen Pochen. Er konnt' zuletzt vor der Gemein' Nur auf dem Dorf noch sicher sein. Die Stadt, von solcher Not befreit, Im großen Dankfest sich erfreut. Im Betstuhl saßen alle Leut', Es läuten alle Glocken weit. Die Kinder spielen in den Gassen, Der Wundermann durchzog die Straßen, Er kam und pfiff zusamm' geschwind Wohl auf einhundert schöne Kind'. Der Hirt sah sie zur Weser gehen, Und keiner hat sie mehr gesehen, Verloren sind sie an dem Tag Zu ihrer Eltern Weh und Klag. Im Strome schweben Irrlicht nieder, Die Kindlein frischen drin die Glieder, Dann pfeifet er sie wieder ein, Für seine Kunst bezahlt zu sein. Ihr Leute, wenn ihr Gift wollt legen, So hütet doch die Kinder gegen, Das Gift ist selbst der Teufel wohl, Der uns die lieben Kinder stohl. |